Mit einem BIM-Pilotprojekt fit für die Zukunft werden
BIM wird sich auch im Tiefbau durchsetzen. Unsere Erfahrung zeigt: Pilotprojekte sind eine gute Möglichkeit für Kantone, Gemeinden und Werke, sich dem Thema «BIM im Tiefbau» anzunähern – und ihr Infrastrukturmanagement zukunftsfähig zu machen.
Um die Methode und das Potenzial von BIM im Tiefbau besser zu verstehen, führt früher oder später kein Weg an einem konkreten Projekt vorbei, ist Armin Gschnitzer, Mitglied der Geschäftsleitung und Bereichsleiter Strassen und Infrastruktur, überzeugt: «Nach unserer Erfahrung reicht es nicht aus, wenn man einzelne Mitarbeitende in Ausbildungskurse schickt. Die Lernkurve ist am steilsten, wenn man gemeinsam mit einem erfahrenen Partner ein Pilotprojekt durchführt. Das ist angewandtes Lernen mit hohem Mehrwert für den Bauherrn.» Dabei sollte sich die Bauherrschaft jedoch nicht überfordern.
Welche Projekte eignen sich als Pilot?
Es lohnt sich, ein überschaubares Projekt zu wählen, das nicht unter zu hohem Druck steht: Ist die Zeit knapp, ist das Risiko gross, dass man sich von BIM abwendet und in konventionelle Prozese zurückfällt. Idealerweise beteiligen sich alle betroffenen Werke am Projekt. Um den Lerneffekt möglichst gross zu halten, sollte im Projekt ein Bauwerk integriert sein. Dies kann zum Beispiel eine Unterführung oder eine Brücke sein. «Meistens werden Bauwerke mit einer anderen Software als Strassen und Werkleitungen modelliert. Dies erlaubt dem Projektteam im Rahmen des Pilotprojekts in die OpenBIMWelt einzusteigen und zu erfahren, was es für eine gelungene Koordination verschiedener BIMModelle braucht», erklärt Armin Gschnitzer. Um vom KnowhowTransfer zu profitieren, sollten Auftraggeber gezielt einen Partner mit Erfahrung mit BIM im Tiefbau suchen.
Vom ersten Workshop zum ausgeführten Projekt
Ein Pilotprojekt startet in der Regel mit mehreren Workshops, in denen mit allen Beteiligten unter anderem eine gemeinsame Strategie, die Bedürfnisse für den Betrieb und die Grundlagen für ein gemeinsames Datenmodell erarbeitet werden. Dazu gehören auch die Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA). In diesen wird festgelegt, was der Bauherr von seinen Auftragnehmern einfordert. «Das ist ein positiver Nebeneffekt von BIM: Alle müssen früher und intensiver miteinander reden. In dieser ersten Phase versuchen wir, alles zu definieren, was vom konventionellen Vorgehen abweicht», erklärt Armin Gschnitzer. Auf die Beratungsphase folgt die Erarbeitung des BIM-Abwicklungsplans (BAP) und des Bestandsmodells. Nachdem das Vorprojekt erarbeitet und von der Bauherrschaft abgenommen wurde, wird das «As planned»-Modell erstellt – das Modell, das ausgeschrieben und ausgeführt wird. Mit der Realisierung entsteht das «As built»-Modell. Dieses bildet ab, was tatsächlich gebaut wurde. Aus diesem Modell werden die Daten nach der Ausführung in die bestehenden Datenmanagementsysteme transferiert.
Neugier und Flexibilität als Schlüssel zum Erfolg
Was braucht es seitens Bauherrn, damit ein Pilotprojekt gelingt? «Eine Affinität für neue Technologien und Daten hilft. Noch wichtiger erscheinen mir aber die Lust der Projektbeteiligten, Neues zu lernen, und die Flexibilität, sich von bestehenden Prozessen lösen zu können», schlussfolgert Armin Gschnitzer.