MIKRO & MAKRO
Mit der Fotoreportage beleuchten wir unser Schwerpunktthema «Gleichgewicht» aus verschiedenen Perspektiven. Wir erschliessen uns die Welt aus der Luft, tauchen in einen Lebensraum ein und schauen ganz nah auf Details eines Projekt. Ein visueller Besuch um das neue Forschungsgebäude GLC der ETH Zürich.
17 Meter tief klafft die versteckte Schlucht im dicht besiedelten Hochschulquartier Zürich Zentrum. Blickfang ist die geschwungene Mauer, die den gläsernen Neubau für die medizintechnische Forschung der ETH Zürich von den alten Villen hangaufwärts abgrenzt.
Damit das neue Lehr- und Forschungsgebäude GLC der ETH Zürich gebaut werden konnte, musste der 25 Meter tiefe Hangeinschnitt ohne permanente Verankerung gesichert werden. Zu gross wäre der Eingriff der Anker in die benachbarten Grundstücke gewesen. Resultat ist ein ausgeklügeltes Hangsicherungstragwerk, das Ästhetik, Statik und Technik auf beispielhafte Weise verbindet.
Die Stützmauer ist insgesamt 110 Meter lang und verläuft parallel zur Rückseite des GLC-Gebäudes der ETH Zürich. Mit ihren 15 Bögen lehnt sie sich konzeptionell an alte römische Rundbogenbrücken an. Die Bogenform ist ein zentrales Element in der Statik, um Kräfte über Druck effizient abzutragen.
Die Tragstruktur der Stützmauer bildet das vorgespannte Ortbetontragwerk. Die mit Naturstein verkleideten, leicht geneigten Bögen bündeln das Licht und führen dieses den unteren
Geschossen des Gebäudes zu.
Die Suche nach dem Gleichgewicht zwischen einwirkenden und rückhaltenden Kräften hat das Ingenieurteam von Basler & Hofmann tief ins Erdreich geführt: Zum Hangsicherungstragwerk gehören neben der sichtbaren Stützmauer 14 vorgespannte Schlitzwände. Diese leiten die einwirkenden Kräfte in bis zu 25 Meter Tiefe in den Felsuntergrund ein.
Das Bauwerk unter Tage steht der sichtbaren Mauer in seiner Spektakularität in nichts nach: Für den Bau der Schlitzwände mussten 14 Bewehrungskörbe mit einer Höhe von 25 Metern und einem Gewicht von jeweils 50 Tonnen in den Boden eingelassen werden.
Die Architektur der Stützkonstruktion ist kein Selbstzweck: Die Ästhetik der Mauer ergibt sich aus dem Verlauf der einwirkenden Kräfte und der technischen Funktion des Bauwerks: Durch die Löcher im oberen Teil der Bögen fliesst Luft in einen Hohlraum und wird von dort dem GLC-Gebäude der ETH Zürich zugeführt.
Im Sommer kühlt sich die Luft im Erdreich ab, im Winter nimmt sie Wärme auf – ein natürlicher Austausch, der zur Nachhaltigkeit des Neubaus beiträgt.
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